Rundbrief #1 an Mitglieder des Netzwerks „Kulturpolitik wagen!“, erstellt von Thomas Philipp
Liebe Freund*innen,
liebe Engagierte!
1. Mai, Tag der Arbeit. Im Kunst- und Kulturbereich bedeutet Arbeit in den allermeisten Fällen: Angst vor Projektlosigkeit, Verharren in prekären Zuständen, Job-Hopping von hier nach da, ständige Bereitschaft zur Flexibilität, andauernde Entgrenzung von Arbeitszeit und Freizeit, fehlende soziale Absicherung auf allen Ebenen und dazu der immerwährende Kampf um die Legitimation des eigenen Tätigseins – Stichwort „Kulturarbeit ist Arbeit“.
Zur Erinnerung. Vor zehn Jahren hat das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur eine Studie zur sozialen Lage von Künstler*innen in Österreich veröffentlicht. Die Ergebnisse zeigten, dass das gesamte persönliche Einkommen der Künstler*innen in Österreich deutlich unter jenem anderer Berufsgruppen liegt. Unter Einbeziehung aller Einkommen erzielten Künstler*innen im Durchschnitt ein persönliches Netto-Jahreseinkommen von ca. 12.000 Euro. Zum Vergleich: das durchschnittliche jährliche Nettoeinkommen selbstständig Erwerbstätiger in Österreich betrug zum Erhebungszeitpunkt ca. 19.000 Euro, jenes der unselbstständig Beschäftigten ca. 17.000 Euro. Rund 37 Prozent der österreichischen Künstler*innen lebten im Jahr 2008 unterhalb der Armutsgefährdungsgrenze (Quelle: https://www.kunstkultur.bka.gv.at/documents/340047/693984/studie_soz_lage_kuenstler_en.pdf).
Es stellt sich die Frage, was dem entgegensetzt werden kann?
In der Gesellschaft für Kulturpolitik OÖ setzen wir uns laufend mit dem Thema „Arbeit“ auseinander. Wir machen politische Entscheidungs- und Funktionsträger*innen auf die beschämenden Arbeits- und Lebensbedingungen im Kunst- und Kulturbereich aufmerksam, melden uns im politischen und öffentlichen Diskurs zu Wort oder beschäftigen uns in unserem Programm mit verschiedenen Facetten des Themas – aktuell etwa im Rahmen des 200. Geburstags von Karl Marx. (…)
Wir thematisieren, vermitteln und unterstützen immer wieder Initiativen wie #kulturlandretten der Kulturplattform OÖ (https://kulturlandretten.at) oder die Fair-Pay-Kampagne der IG Kultur (https://www.igkultur.at/projekt/fair-pay), die für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen im Kunst- und Kulturbereich eintreten. Nicht zuletzt verspüren wir und unser engstes Umfeld viele der eingangs genannten Zustände auch laufend am eigenen Leib und kämpfen tagtäglich dagegen an. Ob und wie viel sich hier in den letzten Jahren verändert hat, versucht übrigens gerade eine Aktualisierung der eingangs erwähnten Studie herauszufinden. (…)
Klar ist allerdings auch: das reicht nicht aus. Uns interessiert daher, was euch zum Thema „Arbeit“ einfällt, insbesondere in Zusammenhang mit dem Kunst- und Kulturbereich. Wo liegt am meisten im Argen? Was würdet ihr noch gerne zum Thema machen? Wie könnten wir in der nächsten Zeit aktiv werden, um ein würdiges Arbeiten im Kunst- und Kulturbereich zu ermöglichen?
Schickt uns doch ein paar Zeilen oder Stichworte an kulturpolitikwagen@gfk-ooe.at – wir sind für Anregungen offen.
Unter http://www.gfk-ooe.at/kulturpolitik-wagen findet ihr allgemeine Infos zum Projekt.
Es dankt euch das „Kulturpolitik wagen!“-Team
Kathrin Quatember, Wiltrud Hackl, Thomas Philipp, Gerda Forstner, Siegbert Janko, Michaela Ortner, Christian Horner, Florian Koppler