Planungsperspektive. Auch eines dieser seltsamen Wörter, die einem vor der COVID-19-Pandemie nur selten untergekommen sind. Seitdem der Kunst- und Kulturbereich aber seit März 2020 im Dauer-Lockdown – mit kurzzeitigen Lockerungsübungen – verharrt, feiert die „Planungsperspektive“ im kulturpolitischen Diskurs Hochkonjunktur.
Vor einem Monat haben sich nun rund 350 Kunst- und Kultureinrichtungen und 1.500 Kunst- und Kulturkräfte in einem offenen Protestbrief an die Österreichische Bundesregierung und an die Landeshauptleutekonferenz gewandt. Unter dem Titel „Kultur braucht Perspektive, Kultur braucht Planung“ wurde die Einberufung eines Kulturgipfels gefordert, um eine umgehende Korrektur des angekündigten Öffnungsplans und die Einbindung des Kunst- und Kulturbereichs in die beschlossenen Öffnungsschritte zu bewirken. Kritisiert wurde in dem Brief u. a. die permanente Vertröstung auf den nächsten Sankt-Nimmerleins-Tag und das Fehlen jeglicher Perspektive für einen künstlerischen und kulturellen Neustart.
Und tatsächlich ist in diesem Zusammenhang beachtlich, wie mutlos die grüne Kulturpolitik in Österreich in den letzten Monaten agiert hat. So wäre beispielsweise mittlerweile Zeit genug gewesen, bestehende COVID-19-Präventionskonzepte für den Kunst- und Kulturbereich zu optimieren und in wissenschaftlich begleiteten Feldversuchen bei Veranstaltungen, ähnlich wie in den Niederlanden, auszuprobieren. Eine Offensive zur Digitalisierung im Kunst- und Kulturbereich sucht man ebenfalls vergeblich – angesichts des Rohrkrepierers „Kaufhaus Österreich“ vielleicht aber gar nicht das Schlechteste. Zu Gute halten muss man der aktuellen Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer, dass sie sich im Hintergrund redlich darum bemüht, den Kunst- und Kulturbereich mit finanziellen Unterstützungen durch die Krise zu bringen – auch wenn die Hilfe nur sehr schleppend angelaufen ist.
Mittlerweile sind die Anfang März verkündeten Öffnungspläne eh wieder passé und wir steuern auf die nächste Phase eines Mühle-auf-Mühle-zu-Spiels zu. Aus gesundheitspolitischer Perspektive ist dieser Schritt sicher notwendig, aus kulturpolitischer Sicht kann die Kritik allerdings nur verstärkt werden. Dies zeigt auch der am 23. März abgehaltene virtuelle Kulturgipfel, an dem 50 Vertreter*innen aus dem Kunst- und Kulturbereich teilnahmen. Beinahe verzweifelt mutet hier die Kampfparole der Staatssekretärin an: „Ich habe den Mai noch nicht aufgegeben.“ Auf ein Minimum sinkt der Optimismus spätestens dann, wenn der Bundeskanzler in einer Videobotschaft am Karsamstag unter anderem der Kultur im Mai Öffnungsschritte in Aussicht stellt. Das Licht am Ende des Tunnels bleibt diffus wie so viele Ankündigungen dieser Bundesregierung, die eine nur allzu kurze Geltungsdauer haben.
Sehr konkret sind hingegen die Mindestanforderungen der IG Kultur Österreich und der IG Autorinnen Autoren, die in einem Positionspapier zusammengefasst wurden: