Nach hundert Tagen Kulturlockdown hat die IG Kultur einen sehr präzisen, klaren Plan erstellt, was es nun auf Bundesebene dringend bräuchte, um Kulturvereine, Künstlerinnen, Kulturarbeitende abzusichern. Ein Plan und Forderungen, die die gfk Punkt für Punkt unterschreibt und sie – um ein paar Fragen erweitert – an die Verantwortlichen im Land OÖ, allen voran den Kulturreferenten, Landeshauptmann Thomas Stelzer, richtet. Denn sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene sind keine langfristigen Perspektiven zu erkennen.
Allem voran fehlt Transparenz und Klarheit darüber, wieviel das Land an Sonderförderungen an jene, die sie brauchen, ausbezahlt hat. Warum wird hier nicht offen und transparent kommuniziert? Ist noch Geld in Töpfen?
Wenn ja, ist es notwendig, proaktiv auf Künstler*innen und Kulturarbeiter*innen zuzugehen, sie aufzufordern, einzureichen und gegebenenfalls die Einreichkriterien endlich den Lebens- und Arbeitsrealitäten von Künstler*innen und Kulturarbeitenden anzupassen.
Auch braucht es jetzt dringend Erhebungen, wie sich die Krise auf Künstlerinnen und Künstler ausgewirkt hat – wieviele mussten ihre künstlerische Tätigkeit unterbrechen oder womöglich aufgeben? Hat die Krise Armutsgefährdung und prekäre Lebens- und Arbeitsverhältnisse verstärkt? Sind Frauen und wenn ja in welcher Weise sind sie davon womöglich stärker betroffen als männliche Kollegen?
Mit welchen langfristigen Perspektiven für alle die oö. Kunst- und Kulturbranche umfassenden Teilbereiche will der Kulturreferent, das Land Oberösterreich, eine Absicherung und ein Überleben des „Kulturlandes Oberösterreich“ sichern? Warum wurde hier nicht schon längst ein Plan erstellt und präsentiert?
Es ist bedauerlich, dass sich der Kulturreferent nicht selbstverständlich und offensiv an Künstlerinnen und Kulturarbeitende wendet. Gerade in Krisenzeiten braucht es Transparenz und Verantwortungsgefühl, braucht es einen Kulturreferenten, dem die Arbeitsbedingungen von Kulturschaffenden ein echtes Anliegen sind, der sich für sie interessiert und auf sie zugeht.
Er muss im „Land der Möglichkeiten“ ebendiese anbieten, und sie nicht vor jenen verstecken, die die Förderungen dringend brauchen: Menschen, die völlig unverschuldet seit fast einem Jahr ohne Einkommen, ohne Auftrittsmöglichkeiten, ohne Aufträge sind.
Es braucht einen Kulturreferenten mit einer klaren kulturpolitischen Haltung, die sich stets im Sinn guter Arbeits-, Lebens- und Produktionsbedingungen von Künstler*innen und Kulturarbeitenden positioniert und nicht im Sinn eines neoliberalen Spar-Paradigmas. Kunst- und Kulturarbeiter*innen dürfen niemals zu Bittstellerinnen und Almosenempfängern degradiert werden.
Wiltrud Katherina Hackl / GF oö. Gesellschaft für Kulturpolitik