Ab 3.11.2020 treten in Österreich neue Verordnungen in Kraft, die dazu angehalten sind, die weitere Ausbreitung der Pandemie zu verhindern. Verordnungen, die ich als Geschäftsführerin der gfk selbstverständlich mittrage, so wie auch meine Stellvertreterin Renée Chvatal im Frühjahr alle Verordnungen mitgetragen hat. Auch stellen wir deren Notwendigkeit nicht in Frage, ganz im Gegenteil, alles, was hilft, diese Pandemie einzudämmen, ist gut.
Aber: viele in unserem Team, viele Künstler*innen und Kulturarbeiter*innen, mit denen wir zusammenarbeiten, sind erneut von massiver Unsicherheit betroffen, in ihrer Existenz bedroht, und werden mit diesen Sorgen alleine gelassen. Für viele ist die Situation mittlerweile katastrophal und so sehr wir kreativ mit unseren Veranstaltungen umgehen und etwa auf digitale Formate ausweichen, bleiben diese Anstrengungen doch hilflose, particulare Versuche, eine Lawine zu stoppen. Zwar geben die Ankündigungen der Regierung und vor allem der aktuellen Kunststaatssekretärin etwas Hoffnung und werden Entschädigungszahlungen und weitere Unterstützungen versprochen, konkrete Massnahmen und Konzepte allerdings bleiben auch diesmal aus. Im Gegenteil hinterlassen die aktuellen Regelungen den schalen Beigeschmack der Klientelpolitik, wie sonst ist zu erklären, dass Skiweltcup & Gottesdienste stattfinden dürfen, Museen und Theater aber schließen müssen?
Das ist schwer einsichtig und wir wundern uns, dass die Regierung den Sommer und die vergangenen Wochen offenbar nicht genutzt hat, um im Sinn einer zukunftssichernden Strategie etwa die Wirksamkeit der Präventions- und Hygienekonzepten von Kulturanbieter*innen zu evaluieren, aber so ist das halt in einem Land, in dem der Bundeskanzler auf twitter sein Handeln in Bezug setzt mit Diktaturen und den notwendig erkennbaren Unterschied zwischen Demokratie und Diktatur gerade in Fragen von Sicherheitspolitik und Notverordnungen defacto aufhebt („egal ob in einer Demokratie oder Diktatur“)
Worum geht es dem Bundeskanzler also? Darum, Menschen in allen Sparten und Branchen trotz Pandemie Perspektiven zu bieten oder doch nur um Kontroll- und Machterhalt?
Themen genug, die in diesem November trotz Lockdown besprochen werden müssen, mit Menschen, die unmittelbar davon betroffen sind. Zeit auch, sich Gedanken zu machen darüber, was es braucht, um die Arbeit nach den einzelnen Lockdowns (es wird dieser wohl nicht der letzte gewesen sein) wieder aufnehmen zu können und wie diese Prozesse finanziert werden, ebenso welche zusätzlichen Förderungen es braucht, um Alternativkonzepte zu Präsenzveranstaltungen besucher*innenfreundlich umzusetzen, rasche, unkomplizierte Förderungen, mit denen technisches Equipment gekauft werden kann, mit denen digitale Konzepte umgesetzt werden können. Es braucht einen Plan, einen guten Plan, der mit jenen ausverhandelt wird, die von der aktuellen Situation betroffen sind,.
Wir solidarisieren uns mit allen IGs, Kulturvereinen, Museums- und Theaterbetreiber*innen und Künstler*innen, die diese Forderungen nun sukzessive erheben, betonen aber einmal mehr, dass die aktuelle prekäre Situation für die Kunst- und Kulturbranche keine ist, die einzig Corona zugeschrieben werden kann. Die Krise wurde bloss durch eine weitere Krise verstärkt und sichtbar gemacht. Wir nutzen die kommenden Wochen für Gespräche darüber und auch dafür, um uns dem Schwerpunkt 2021 gemäß mit einem DANACH in kulturpolitischer, kulturwissenschaftlicher und künstlerischer Sicht auseinanderzusetzen. Näheres dazu in den nächsten Tagen auf dieser homepage im newsletter und auf social media Plattformen.
Wiltrud Katherina Hackl, Geschäftsführerin der gfk