Die Covid-19-bedingten Einschränkungen des Kulturbetriebes haben Künstler*innen und Kulturarbeiter*innen nicht nur in voller Härte getroffen, sie treffen sie immer noch. Die Kunst- und Kulturbranche wurde übersehen und aufgeschoben und das hat letztendlich weitreichende Folgen. Es geht nicht nur um die Frage, ob Kunst und Kultur „lebensnotwendig“ ist, es geht auch um tausende Arbeitsplätze. Die groß angekündigten Regierungsförderungen kamen nicht oder nur zögerlich an. Immer mehr Künstler*innen und Kulturarbeiter*innen wurde so ihre Einnahmequelle entzogen.
Die Krise macht vor allem aber auch deutlich, dass es im Kulturbereich ohnehin schon viele prekäre Arbeitssituationen gibt – unbezahlte oder gering bezahlte Jobs etwa. Kaum bis keine soziale Absicherung. Vor allem in der lokalen Kulturszene macht sich das bemerkbar, wie wir gerade auch in Oberösterreich sehen. Die Verantwortung wird hin- und hergeschoben. Wer ist nun letztverantwortlich? Bund, Land oder Stadt?
Künstler*innen und Kulturarbeiter*innen sind akut von der Krise betroffen, mit Einkommensausfällen von bis zu hundert Prozent. Nicht nur Diskussionen um politische Zuständigkeiten scheinen für Betroffene am Ziel vorbei zu führen, ihnen wird auch keinerlei Zukunftsperspektive geboten und über die nicht abschätzbaren langfristigen Auswirkungen wird kaum gesprochen. Es scheint in Österreich völlig logisch, dass wir den Wiener Opernball als Wirtschaftszweig anerkennen und mit Millionen subventionieren, die Kleinkunstbühne im Nachbardorf aber nur bedingt.
Musik, Bücher, Film, Theater und Malerei laden uns ein zu reisen, auch wenn wir das gerade nicht können. Kunst und Kultur haben in unserer Gesellschaft eine enorme Bedeutung und diese gilt es gerade jetzt hervorzuheben. Dies gelingt allerdings nur bedingt, wenn wir Künstler*innen und Kulturarbeiter*innen in eine Bittsteller*innenposition drängen. Arbeitsstipendien, Hilfsfonds und Unterstützungsleistungen sind für sie zwar vorhanden, für viele aber wird das nicht genug sein. Generell stellt sich ohnehin die Frage, ob man die Finanzierung dieses so wesentlichen Bereiches nicht viel mehr als Investition denn als Subvention sehen sollte, um ein berühmtes Zitat von Weizsäcker zu bemühen. In anderen Branchen spricht man schließlich auch von Investitionen, warum also nicht auch in einem so wesentlichen Bereich?
Es wird sich künftig vieles ändern in der Branche. Gerade deshalb ist auch jetzt der Zeitpunkt, um über unser Kunst- und Kulturverständnis an sich zu reden. Wir müssen unsere vielfältige und vor allem auch unsere kleinstrukturierte Kulturlandschaft jetzt absichern, damit sie künftig nicht brachliegt. Wir sollten es uns nicht leicht machen und die Vielfalt an Kunst und Kultur als selbstverständlich ansehen. Sie ist und bleibt – gerade in Zeiten einer globalen Krise – zentral, ob wir das wollen oder nicht und genau als das sollten wir sie auch betrachten. Ein Aufschieben können wir uns nicht leisten.
Wie schätzt ihr derzeit die Maßnahmen zur Absicherung des Kunst- und Kulturbereichs in Österreich ein? Lasst uns ein paar Zeilen oder Stichworte an kulturpolitikwagen@gfk-ooe.at zukommen. Wir sammeln sie und setzen uns dafür ein, dass die Öffentlichkeit – in verdichteter und anonymisierter Form – darüber erfährt.