Die Tragik der permanenten Krise … oder: schöne neue Normalität?

Seit mittlerweile einem Monat dreht sich unser aller Leben um Corona, SARS-CoV-2 und COVID-19 und die damit einhergehenden Auswirkungen und Einschränkungen. Mit einer vor kurzem noch unvorstellbaren Dynamik haben sich grundlegende Parameter des gesellschaftlichen Zusammenlebens innerhalb kürzester Zeit dramatisch verschoben. Zur Eindämmung der Pandemie wird in den verschiedenen Ländern auf zahlreiche bewährte, aber auch neue Methoden zurückgegriffen: Quarantänemaßnahmen, Aus- und Zugangsbeschränkungen, verordnete Schließungen von Geschäften, Betrieben, Universitäten, Schulen und Kindergärten, Verkehrsbeschränkungen, Veranstaltungsverbote, Social Distancing, Maskenpflicht oder der Einsatz von Überwachungs- und Trackingtechnologien zählen dazu.

Gleichzeitig werden milliardenschwere Maßnahmenpakete auf den Weg gebracht, um den wirtschaftlichen Erstfolgen des Shut- und Lockdowns entgegenzusteuern. In Österreich wurde am 15. März ein Hilfspaket im Ausmaß von 4 Milliarden Euro vorgestellt. Drei Tage später wurde bekanntgegeben, dass bis zu 38 Milliarden Euro zur Bewältigung der Coronavirus-Folgen zur Verfügung stehen sollen, darunter 9 Milliarden Euro für Garantien und Haftungen zur Kreditabsicherung, 15 Milliarden Euro an Notfallhilfe für Branchen, die „besonders hart“ getroffen werden, sowie 10 Milliarden Euro für Steuerstundungen. Bis Anfang April gingen alleine rund 13.000 Anträge auf Kurzarbeit von Unternehmen in Österreich ein – von voestalpine und AUA über ÖBB und ORF bis hin zu KTM – ein Unternehmen, das ohne öffentliche Unterstützung nicht überlebensfähig ist, wie mittlerweile ja hinlänglich bekannt ist. Ein nach harscher und berechtigter Kritik von einer auf zwei Milliarden Euro verdoppelter Härtefonds für EPUs, Kleinunternehmerinnen und Selbständige wurde ebenfalls eingerichtet. Beide Maßnahmen, sowohl Kurzarbeit als auch eine Unterstützung aus dem Härtefallfonds, können übrigens auch von betroffenen Kulturvereinen, Künstlerinnen und Kulturarbeiter*innen genutzt werden – solange das Geld reicht.

Einen guten Überblick über diese und weitere Maßnahmen speziell für den Kunst- und Kulturbereich bietet die IG Kultur unter https://igkultur.at/artikel/unterstuetzungsmoeglichkeiten-fuer-von-covid19-massnahmen-betroffene-kunst-und. Der Kunst- und Kulturbereich ist darüber hinaus auch durch andere Einschränkungen massiv von der Coronakrise betroffen, etwa durch das Veranstaltungsverbot. Was das konkret heißt und was sonst noch auch auf Landesebene getan werden kann, um die Folgen etwas zu lindern, findet sich übersichtlich zusammengestellt bei der KUPF OÖ unter https://kupf.at/corona. Big thumbs up!

. Der Kunst- und Kulturbereich ist darüber hinaus auch durch andere Einschränkungen massiv von der Coronakrise betroffen, etwa durch das Veranstaltungsverbot. Was das konkret heißt und was sonst noch auch auf Landesebene getan werden kann, um die Folgen etwas zu lindern, findet sich übersichtlich zusammengestellt bei der KUPF OÖ unter https://kupf.at/corona. Big thumbs up!

Der öffentliche Diskurs in einigen Ländern, darunter auch Österreich, beginnt sich mittlerweile langsam auf die Frage zu verschieben, wie es denn gelingen kann, aus den derzeitigen Einschränkungen wieder herauszukommen, wie es also nach der Coronakrise weitergehen soll und kann – falls es denn ein „nach“ überhaupt gibt. Zu erwarten ist, dass die derzeitige Ausnahmesituation in vielen Teilen zu einem Dauerzustand prolongiert wird und die Aufhebung von Beschränkungen ein extrem zähes Tauziehen zwischen verschiedenen Interessenlagen wird. Auf unserem Feld, der Kunst und Kultur, wird es darum gehen, vehement für Maßnahmen zu kämpfen, um die ökonomischen und sozialen Folgen für Kunst- und Kultureinrichtungen, Künstlerinnen und Kulturarbeiterinnen lindern. Es ist dabei zu befürchten, dass die Kunst und Kultur in der Prioritätenliste noch weiter nach hinten rückt, wenn es darum geht, Wiederaufbauarbeit zu leisten. Argumente wie aktuell in Frankfurt werden wir zig-fach zu hören bekommen: „Erst müsse die Stadt wieder auf die Beine kommen, bevor Hunderte Millionen Euro [für einen bereits beschlossenen Neubau des Opern- und Schauspielhauses] investiert werden könnten.“

Gleichzeitig gilt es, den Blick darauf zu lenken, neue Wege in der Kulturpolitik einzuschlagen, damit wir nicht in einer Gesellschaft landen, die zwar die gesundheitlichen Gefahren durch den Coronavirus weitestgehend eingedämmt hat, aber auf dem Weg dorthin die demokratischen Grundrechte und die kulturelle Vielfalt langfristig beschädigt hat. Die Kulturpolitische Gesellschaft e.V., die bundesdeutsche Vereinigung kulturpolitisch interessierter Personen und Institutionen, hat dazu soeben „10 Punkte für eine Kulturpolitik nach der Corona-Pandemie“ formuliert, die wir in ähnlicher Art und Weise auch für die österreichische Kulturpolitik einfordern:

https://archive.newsletter2go.com/?n2g=xhp1wnzr-nnrt2swi-ic

Was denkt ihr, wie es mit dem Kunst- und Kulturbereich in Österreich weitergeht? Was wäre zu tun, damit nicht alles den „Bach hinuntergeht“? Lasst uns ein paar Zeilen oder Stichworte an kulturpolitikwagen@gfk-ooe.at zukommen. Wir sammeln die Meinungen und setzen uns dafür ein, dass die Öffentlichkeit – in verdichteter und anonymisierter Form – darüber erfährt.