LOST. MINIKONFERENZ AM MINIGOLFPLATZ

Die gfk Konferenz zum Jahresschwerpunkt ERSCHÖPFUNG

9.5.2022

Minigolfanlage am Freinberg, Linz

Spielbeginn 14:00

Eintreffen Blaskapelle ca 12:30, Einspielen, Ende Spielzeit: ca 17:30, Ausklang mit Getränken vom Kiosk

 

Ablauf:

Ohne Bahn / Eingang

BIRGIT SCHWEIGER      Die Ästhetik des Plastiks – Kannelurenkommunikation

Untertitel: Säulenarbeit / Eine weibliche Schöpfung

 

Video: 4:30“, S/W, MPEG 4, 2021

Idee, Konzept, Schnitt, Ton: Birgit Schweiger

Kamera, Choreografie: Doris Jungbauer

 

(…) Ein Kurzvideo, das klassizistisch kanonische Motive, Weiblichkeit sowie Plastikreste verbindet und eine neue Ästhetik durch enthaltene organische und anorganische Figuren schafft. Humoristisch, feministisch, rhizomorphisch und tentakulär.

Wind formt zarte Figuren an den Kanneluren. Immer anders. Ruhig. Eine fast unheimliche Gelassenheit und gleichzeitige Bestimmtheit formen Körper — zarte, durchsichtige Körper. Figuren entstehen und verschwinden wieder. Ephemere Ästhetik. Melancholische Gedanken tauchen auf. Plastik geschlungen um antikische Säulen? Eine verbotene Schönheit öffnet sich.

Alleine die Unerhörtheit dieser Kombination hatte Sogwirkung auf mich. Die Säule passiv, die stille Erhabenheit, wie Johann Joachim Winckelmann es im 19. Jahrhundert formuliert hat, lässt es mit sich geschehen. Kommuniziert. Eine Ode an das Plastik. Eine weibliche Schöpfung. Beides künstlich geschaffen, von Menschenhand. Ein Plastikkanon. Diese Schöpfungen, die künstlich durch menschliche Neugierde entstehen, durch Anhäufung von Wissen, Traditionsbildung- und Umformung bzw. Erweiterung. Wir wollen wissen, wir wollen Rhizome bilden, spielerisch, antihierarchisch, auf- und ineinanderschichtend.

Birgit Schweiger lebt und arbeitet als freischaffende Künstlerin in Neulichtenberg bei Linz.

Bahn °1 / 13.30

Begrüßung Vortragende und Gäste seitens ROLAND SCHWANDNER / Vorstandsvorsitzender gfk

Abstoß – gut Schlag!

Bahn °7 / 14:00

VICTORIA WINDTNER               playing für goods       
lecture performance

Versuch einer lecture performance zum Überschreiten von Speziesgrenzen. Formen und Rahmenbedingungen des Spielens mit „anderen“ erschöpften Körpern.

Victoria Windtner schreibt über zeitgenössische Kunst und gegenwärtige Phänomene, arbeitet als Kulturarbeiterin und forscht als Doktorandin der Kulturwissenschaft an der Kunstuniversität Linz.

Bahn °9 / 14.30

MAREN MAYER-SCHWIEGER     Humus: Jenseits von Wachstum und Erschöpfung
Vortrag, lecture performance

Erschöpfung hat eine Geschichte. Sie verbindet die Fabrik mit dem Labor, als im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts Erschöpfung und ›fatigue‹ die Arbeitskraft und den Energieerhaltungssatz zu korrumpieren beginnen. Doch nicht nur der »menschliche Motor« gerät ins Stocken und daher ins Interesse der experimentellen Physiologie. Mit der Suche nach den Prinzipien von Effizienz und Produktivität, die um 1900 das gesamten Universums bestimmen sollen, fallen ökonomisches und pflanzliches Wachstum in eins. Während das Wachstum der Normpflanze vermessen und ausgezehrte Böden chemisch ›angereichert‹ werden, taucht eine merkwürdige Figur auf: Humus. Kann Humus eine andere Geschichte erzählen, jenseits der Logik von Produktion und Erschöpfung?

Maren Mayer-Schwieger ist wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Medientheorien der Kunstuniversität Linz. In ihrem Dissertationsprojekt Der andere (im) Oikos. Eine Genealogie ökologischen Wissens erkundet sie die Geschichte(n) und Praktiken ökologischen Wissens. Darüber hinaus forscht sie zu Umweltästhetik, Sensortechnologie und Kartoffelkäfern.

Bahn °10 / 15:00

CLEMENS BAUDER                    Urban Play
lecture performance

„Urban Play“ ist ein Drama in 18 Akten über den gegenwärtigen Zustand öffentlicher Räume, das im Laufe der Erzählung unterschiedliche Visionen für Stadträume der Zukunft entwirft.

Clemens Bauder, Studium der Architektur an der Kunstuniversität Linz, ebendort Universitätsassistent. Seine Arbeiten bewegen sich zwischen Architektur, Urbanismus sowie bildender Kunst und sind ortspezifisch, prozessorientiert sowie oft kollaborativ.

Vielschichtige Interventionen und (temporäre) Installationen im öffentlichen Raum führten ihn bisher von Lissabon bis nach China.

Als freier Kurator entwickelt Clemens Bauder interdisziplinäre und hybride Projekte mit den Forschungsschwerpunkten öffentlicher Raum im städtischen wie ländlichen Kontext, partizipative Gestaltungsprozesse als Mittel sozialer Intervention sowie Kunst und Klubkultur.

An der Kunstuniversität Linz forscht er am Architekturdepartment an der Zukunft urbaner wie ruraler Lebensräume. Im afo architekturform oö ist Clemens Bauder im Vorstand tätig. Er hat kürzlich die Talentförderungsprämie des Landes Oberösterreich in der Kategorie „Interdisziplinäre Kunstformen“ erhalten.

Bahn °11 / 15.30

SARAH BECKER             gegen das Häusliche
Vortrag, lecture performance

Ein Mini-Streifzug durch die visuelle Kultur des Haushalts und des feministischen Widerstands aus der Küche. Wie wird die immer gleiche Routine, die ungleiche Verteilung von Care-Arbeit und die daraus resultierende Erschöpfung in künstlerischen oder populären Bildern festgehalten? Welche visuellen Strategien können als Protestform gegen das Häusliche wirken – welche als Ästhetisierung der Monotonie?

Sarah K. Becker ist Kulturwissenschaftlerin und forscht zu Themen an der Schnittfläche von (audio)visueller Kultur und Gender Studies. Derzeit arbeitet sie an ihrer Dissertation „Kinematografische Wasserleichen. Geschlechter- und medientheoretische Dimensionen eines Motivkomplexes“. Sie ist außerdem als Mediengestalterin und Kuratorin tätig

Bahn °12 (oder 15)| 16:00

LEONIE REESE               in der Zwischenzeit
Performance, performative Intervention

In der Zwischenzeit ist eine Einladung an die Teilnehmer*innen dem akuten Erschöpfungszustand nachzuspüren, und sich inmitten der Konferenz einen Raum zum Niederlassen zu suchen. Als Hilfsmittel werden von der Künstlerin Leonie Reese sehr kleine bis kopfgroße Polster auf einzelnen Bahnen der Minigolfanlage verteilt, vom unteren Ende des Platzes entlang der Baumkante nach oben (Entfernung zur Strasse). Die Kuvatur der Bahnen mit ihren Aufbauten dienen als Stütze, Sitzplatz, Liegefläche, um in den folgenden 10-15 min den Gedanken nachzuhängen. Diese „Spielunterbrechung“ gibt Raum das Wahrgenommene sacken zu lassen, sich selbst hängen zu lassen, die Perspektive zu wechseln: ein vergessener Ball am Rande dieser Bahn, nicht erfolgreich versenkt im Loch, am Fuß dieser komischen Roten Dreiecke komme ich zur Ruhe, falle in die Lethargie.

Leonie Reese ist freie Szenografin mit Wohnsitz in Linz; Ausstatterin innerhalb der freien Szene Österreich/Deutschland. Tischlerin (Gesellin), Studium der Innenarchitektur an der Hochschule Wismar, seit 2009 eigene Arbeiten als Bühnenbildnerin /Szenenbildnerin in Jena, Dortmund, Berlin, Linz, Wien, Graz. Reese kuratiert außerdem 2022 für das Herbstprogramm der gfk die Gesprächs- und Spazierreihe „Müde Orte“

Bahn °14 / 16:30

ALOISIA MOSER           Schöpfen Sie!
Vortrag, performative Intervention

Der Ball will geschöpft werden, nicht geschlagen. Eingebettet in eine musikalische Schleife lädt die Philosophin Besucher*innen ein, sich sprachphilosophisch und neo-materialistisch mit Erschöpfung und Minigolf auseinanderzusetzen.

Aloisia Moser, Doktoratsstudium der Philosophie an der New School for Social Research, New York. 2010 – 2012 Adjunct Professor, Pratt Institute, Brooklyn, NY; 2012 – 2015 Visiting Scholar, University of California, Berkeley; 2014 Lecturer, University of California, Berkeley. Seit 2016 Assistenzprofessorin am Institut für Geschichte der Philosophie der Katholischen Privatuniversität Linz.

Bahn °18 / 17:00

OLIVIA SCHÜTZ            Bau Stopp! Gut Schlag!
Vortrag, performative Intervention

„(..) Zubetoniert also. Weg das Gras, weg die freie Fläche, weg der Spaß.

Für die meisten von uns ist Minigolf ein Familienausflug an einem warmen Sommertag – und kein echter Sport. Für andere aber ist er Präzisions- und Geduldssport. Geduld, langer Atem und Ausdauer waren auch Motor für eine Bewohner*innen-Initiative, die sich hier gegen diese Umwidmung und schließlich die Verbauung/Versiegelung stark gemacht hat. Der Einsatz, das Engagement für den Erhalt freier und öffentlicher Flächen kostet Kraft, kann enttäuschen und ist erschöpfend. Laut aktuellem Stand sind vier zweigeschossige „Stadtvillen“ mit sogenannten Walmdächern samt Tiefgarage in Planung. (Anm.: Beim Walmdach handelt es sich um eine der ältesten Dachformen, die in erster Linie bei herrschaftlichen Bauten umgesetzt wurde.)“
Im Zuge ihres Studiums bei Helmuth Gsöllpointner an der Kunstuniversität Linz, Meisterklasse Metall, entwarf Schütz eine Architektur für ein Hindernis auf der Freinberg-Minigolfbahn. Das 1:1 Modell war allerdings nur für besonders geübte Minigolfer*innen bespielbar und wurde demnach nicht realisiert.

Grund genug, es über zwanzig Jahre später – mit vier „Walmdächern“ aus Karton – zu probieren!

Bau Stopp! Gut Schlag!

Olivia Schütz, Studium Meisterklasse Metall an der Kunstuniversität Linz, Abschluss Raum‐ und Designstrategien. Seit 2000 im freien Kunst- und Kulturfeld sowie kulturpolitisch tätig.
2001 – 2014 im Kunst‐ und Kulturverein Stadtwerkstatt, 2005 – 2009 Geschäftsführerin. Seit 2014 Mitherausgeberin und Redaktion „DIE REFERENTIN“, freies Medienprojekt für zeitgenössische Kunst und Kultur in Linz und Oberösterreich. Seit 2018 im Vorstand des Vereins FIFTITU% – Vernetzungsstelle für Frauen* in Kunst und Kultur in OÖ.

 

Mit Dank an Johann Schrattenecker, den Pächter des Minigolfplatzes am Freinberg für die Zusammenarbeit und der Bundesbahnblasmusik für die musikalische Einstimmung ab 12:30.
 
Idee und Kuratierung: Wiltrud Hackl
 
Termin 09.05.2022 14:00 Einlass: 12:00 Ende: 19:00 Eintritt:erm.: 6 (für Schläger und Ball) €  Tickets: Tickets reservieren!