Matinee zum 12. Februar 1934 || Programmstart zu Nichtwissen
Die Matinee zum 12. Februar 1934 war nicht nur eine Veranstaltung, bei der wir Erinnerung und Gedenken wachhalten und aktuell kontextualisieren wollten, es war auch unser Programmstart zum Jahresschwerpunkt NICHTWISSEN. Und gerade wenn es um historische Ereignisse geht, die weiter als eine Generation hinter uns liegen, ist Nichtwissen ein großes Thema: Was wissen wir nicht, was nicht mehr? Was wissen wir aufgrund unserer Sozialisierung nicht? Was wurde uns in der Schule ganz einfach nicht vermittelt, weil es zu komplex, politisch nicht erwünscht oder pädagogisch nicht aufbereitet war? Und was wollen und wollten wir ganz einfach nicht wissen, wovon haben die Großeltern nie erzählt? Gerade, was das Jahr 1934, was Begriffe wie Austro- und Klerikalfaschismus betrifft, die Auslösefaktoren der Februarkämpfe und die Folgen bis heute, wurden viele – nicht nur meiner Generation – in der Schule darüber nicht oder nur unzureichend unterrichtet. Als ich kürzlich die wunderbare Produktion „Alles Walzer, alles brennt“ von Christine Eder am Volkstheater Wien sah, war ich tief berührt von dem, was ich alles nicht wusste und was da auf der Bühne mir im wahrsten Sinn des Wortes vorgeführt wurde. Welche Parallelen in Bildungs- und Frauenpolitik zu heute! Welche Parallelen, was den rechtskonservativen Drall betrifft, wirtschaftliche Krisen, nationalistische Drohungen und Versuche, demokratische Grujndrechte zu demontieren. Klar ist allerdings – Geschichte wiederholt sich nicht eins zu eins, aber sie kündigt sich an. Weshalb es umso wichtiger ist, jene Gefahren zu erkennen, die die Demokratie auch heute erschüttern. In ihren Begrüßungsworten zur Veranstaltung betonte auch die Landesparteivorsitzende der SPÖ OÖ (unsere Kooperationspartnerin bei dieser Matinee), Sozial- und Frauenlandesrätin Birgit Gerstorfer: „Wir müssen unsere Demokratie schützen, in der heutigen Zeit vielleicht noch etwas vehementer. Geschichte wiederholt sich nicht ident, aber wir müssen wachsam sein, wenn ein Innenminister die Grundrechte der Demokratie in Frage stellt.“
Diese Bereitschaft, die Demokratie zu schützen war bei den vielen Gesprächen, die wir heute führen konnten, sichtbar und spürbar – ich danke allen Gästen, die uns bei diesen Gesprächen unterstützt haben – Theaterregisseurin Christine Eder, Filmemacherin und Schauspielerin Alenka Maly, Jurist Issa Dada, Landesbildungsvorsitzenden Bernd Dobesberger, Frauensprecherin der SJ OÖ Nina Andree und ihrem bemerkenswerten Engagment, wenn es um den Schutz demokratischer Grunderechte geht und Georg Hubmann, der u.a. mit der homepage 12februar1934.at weitere Möglichkeiten aufzeigt, wie Erinnerung heute im wahrsten Sinn des Wortes verortet werden kann. Und allen Gästen, die sich so inspiriert an den Gesprächen beteiligt haben.
In Gedenken an die Kämpfer_innen für Demokratie und Freiheit.